Imkerpraxis kontra artgerechter Bienenhaltung

Honigbienen sind - auch wenn wir seit vielen hundert Jahren Bienen in Beuten oder Strohkörben halten - immer noch Wildtiere, die nicht gezähmt werden können.

Wer erfolgreich Bienen "halten will, muss dies entsprechend den natürlichen Lebensbedingungen in freier Natur entsprechend durchführen. Die Bienen organisieren ihr Leben und ihren Bienenstaat eigentlich vollkommen selbständig. Sie treffen alle notwendigen Entscheidungen selbst, ihnen ist es relativ gleichgültig, welchen Beutetyp der Imker den Bienen anbietet, sie bauen ihr Wabenwerk selbst soweit dies durch den Imker gestattet wird, sammeln Vorräte für den Winter, vermehren sich über den Schwarmtrieb, heilen Krankheiten, an die sie sich in der Evolution gewöhnt haben verteidigen sich gegen Feinde, usw. Die wesensgemäße Bienenhaltung gibt den Bienen möglichst viele Freiräume, ihre natürlichen Lebensbedingungen in einer Beute umzusetzen und reduziert die imkerlichen Eingriffe auf ein Minimum.

Was man nun als Minimum ansieht, definiert jeder Imker für sich selbst. Denn das imkerliche Ziel der Honigbienenhaltung bleibt auch bei der wesensgemäßen Bienenhaltung die Gewinnung von Honig zu wirtschaftlichen Preisen. Wirtschaftlich heisst i.d.R. dass auch hier der gesamte Honig entnommen werden muss und Bienen müssen dann mit Zucker bzw. modernen Ersatzstoffen gefüttert werden, damit sie im Winter nicht verhungern.

Die Haltung von Honigbienen ist heute leider nur noch in vom Menschen geschaffenen Beuten möglich. Dabei gibt es keine "künstliche" Bienenwohnung, die tatsächlich den natürlichen Lebensbedingungen entspricht, auch wenn einige dies für sich bzw ihre Betribsweise in Anspruch nehmen. Alle vom Menschen gebauten Bienenwohnungen müssen heute geöffnet werden, um das Bienenvolk bis zu drei mal im Jahr gegen die Varroamilbe zu behandeln. Unterlässt man die Behandlung, sterben die Völker innerhalb von einem oder mehreren Jahren. Beutetypen, die ausschliesslich den Stabilbau ermöglichen und nicht mit Rähmchen arbeiten (Mobilbau), verhindern die heute zudem notwendige Wabenerneuerung, die leider ebenfalls notwendig ist, um die Ausbreitung von Krankheiten zu minimieren.

Imker können Stressfaktoren für Bienen minimieren, wenn die Betriebsweise sich an die natürlichen Vorgänge im Bienenvolk anpassen lassen. Stress wird z.B. durch die Wanderung der Völker zu guten Trachtquellen ausgelöst, die ortsfeste Aufstellung (Standimker) kommt dem Wesen der Bienen eher nahe, doch ist dies nur dann möglich, wenn im Stand auch dauerhaft gute Trachtquellen existieren, welche die Bienenvölker das ganze Jahr über ausreichend ernähren.

Abwechslungsreiche Bienenweiden, also eine ökologisch vielfältige und artentreiche Natur statt Monokulturen haben positiven Einfluss auf die Bienengesundheit. So muss es das erklärte Ziel aller Verbraucher sein, wieder blühende Landschaften zu schaffen und und unsere Kulturlandschaft wiederzubeleben.

Aktuell

 

Praktische Imkerei zur artgerechten Bienenhaltung

Die artgerechte Bienenhaltung

Es sind vorwiegend Hobbyimker, die grossen Wert auf eine artgerechte Bienenhaltung legen. Die Nutzung einer harmonischen bzw. natürlichen Entwicklung des Bienenvolkes im Jahreslauf steht im Mittelpunkt der wesensgemäßen Bienenhaltung.

Weltweit hat die Imkerei eine existenziellen Krise, deren Ausmaß durch Medikamente und Zuckerfütterung verdeckt wird. Ohne den Eingriff der Imkers würden heutzutage meisten Bienenvölker den Winter nicht mehr überleben. Wild lebende Bienenvölker überleben in Deutschland nicht mehr. Honigbienen als Imker zu halten ist in unserer industrialisierten Welt eine Herausforderung geworden, die den Imker heute oftmals an seine Grenzen führt.

Bienen halten bedeutet heute leider immer mehr: Bienen erhalten. Einen einfachen Weg zurück zur "guten alten Zeit" gibt es nicht. Bienen benötigen für das Überleben eine breite Zusammenarbeit zwischen Imker und der Agrarwirtschaft und eine gemeinsame Verantwortung aller Menschen für die Bienen sind notwendig. Es ist letztlich der Verbraucher, der Einfluss nehmen kann, unser Ökosystem zu erhalten, für das die Bienen von grosser Wichtigkeit sind.

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